Wenn draußen die ersten Blätter fallen und die goldene Sonne auf das Südtiroler Umland scheint, dann ist es Zeit für die Weinlese. Eine Besonderheit ist das sogenannte Törggelen, das die fünfte Jahreszeit einläutet. Aus der früheren Tradition heraus hat sich ein beliebtes Event entwickelt, das nicht nur von Erntehelfern gefeiert wird. In Südtirol sind alle willkommen, die sich auf Wanderschaft von einem Winzer zum nächsten machen.
Was genau ist Törggelen?
Törggelen ist eine alte Tradition, die aus der Zeit der manuellen Weinlese stammt. Noch heute feiern die Erntehelfer ein rauschendes Fest, wenn die Weintrauben vom Weinberg zur Kellerei gebracht worden sind. Törggelen findet überall dort statt, wo Weinreben und Kastanien wachsen. Der Begriff stammt aus der Önologie von der hölzernen Weinpresse der Bauern ab, die auch Torggl (lat. torquere, also drehen) genannt wird. Zu dieser bestimmten Zeit öffnen Buschen- und Hofschänke ihre Türen, um herzhafte Leckereien, Traubenmost und junger Wein aus Südtirol zu verköstigen. Um sich zu wärmen, entfachen die Bauern das sogenannte Keschtnfeuer. Darin rösten sie die geernteten Esskastanien, die noch warm am besten schmecken.
Wann ist die beste Zeit für das Törggelen?
Die sogenannte fünfte Jahreszeit in Südtirol beginnt ab Oktober. Dann verändert die goldene Jahreszeit alles um sich herum: Die Weinberge werden von der tiefer stehenden Sonne angestrahlt, während die Weinlese im vollen Gang ist. Die Weinberge stecken bis in den November hinein voller Leben, was aus dem Tal oder von der Bergspitze aus gut erkennbar ist. Die umliegenden Wälder bieten ein echtes Naturspektakel, wenn sich die Blätter grün, gelb oder orange verfärben. Gleichzeitig sind die Esskastanien bereit, ihre Früchte abzuwerfen: Gebrannte Maronen sind ein Teil des Törggelen, um die reichhaltige Weinlese zu feiern. Das Törggelen findet also genau zu dieser Zeit statt, wenn die Kastanien und die Weintrauben reif genug sind.
Traditionelles Törggelen: Hier ist es möglich
Um das Törggelen aktiv zu erleben, besuchen Sie eine der Törggelestuben. Diese sind in ganz Südtirol verteilt wie zum Beispiel im Eisacktal, auf der Seiser Alm oder in der unteren Vinschgau-Region. Die meisten Hof- und Buschenschänken sind als solche ausgeschrieben. Ein Verweis dazu finden Sie auf der eigenen Homepage oder in der städtischen Touristeninformation.
Unternehmen Sie eine Törggelen-Wanderung
Wer sich das Törggelen einmal näher anschauen möchte, der sollte eine Törggelen-Wanderung unternehmen. Dafür kommen verschiedene Wanderwege infrage, die an mehreren Orten eine Einkehr in eine der Törggelestuben bieten. Beliebte Wanderwege sind zum Beispiel
- der Törggele-Rundweg in Neustift-Brixen,
- der Weinweg Kaltern,
- der Laitacher Weinwanderweg
- oder der Eisacktaler Keschtnweg.
Sie sind alle unterschiedlich lang und legen allesamt den Blick auf die Berge frei. Von einem gemütlichen Spaziergang in unter einer Stunde bis hin zu vier Stunden sind für einen der Wanderwege einzuplanen.
Die besten Sehenswürdigkeiten in der fünften Jahreszeit in Südtirol
Im Eisacktal ist der Brixner Dom sehenswert, der 562 Meter hoch ist und der seit 980 nach Christus existiert. Das Augustiner Chorherrenstift Neustift bei Vahrn ist nicht weit von Brixen entfernt, sodass eine kleine Wanderung zu den beiden Sakralbauten möglich ist. Ein weiteres Erlebnis bietet das Mineralienmuseum Teis in Villnöss, das auf den hohen Mineralgehalt im Eisacktal aufmerksam macht. Diese Mineralien sind mitunter der Grund, warum der Weinanbau in Südtirol so ertragreich ist und weshalb die regionalen Weine ein rauchiges Aroma aufweisen. Für einen Einkaufsbummel kommen die mittelalterlichen Meraner Lauben infrage, die seit 1300 bestehen. Die engen Gassen beherbergen Geschäfte, Cafés und auch Feinkostläden, die wiederum Weine aus der Region anbieten. Vom Castel Trauttmansdorff in Meran haben Sie einen schönen Panoramablick auf die umliegenden Berge. In den Botanischen Gärten, die sich auf einer Fläche von rund zwölf Hektar erstrecken, erfahren die Besucher allerhand über die Flora und Fauna. Dazu gehört mitunter der Weinanbau in Südtirol. Die Seiser Alm ist vor allem im Sommer für ihre schönen Wanderwege und im Winter für ihr großes Skigebiet bekannt. An einem regnerischen Herbsttag ist das Trachtenmuseum eine gute Option, um mehr über die Traditionen zu erfahren. Die Hexenbänken auf dem Puflatsch und den Hexenstühlen oberhalb von Kastelruth naher der Seiser Alm lohnen sich ebenfalls zu dieser Jahreszeit. Vorbei an der Südtiroler Weinstraße geht es in die Großstadt Bozen, die als Herzstück Südtirols gilt. Der Waltherplatz ist heute ein beliebter Treffpunkt, der dem Minnesänger Walther von der Vogelweide (1170 - 1230) gewidmet ist. Denn auf dem Platz steht ihm ein großes Denkmal zu Ehren. Der Dom Maria Himmelfahrt befindet sich gleich dahinter, der als Wahrzeichen der Stadt fungiert. Auf dem Platz gibt es zahlreiche Cafés und Restaurants, wo Sie einen guten Tropfen aus dem Südtiroler Umland genießen!